Was der naturheilkundige Pfarrer Sebastian Kneipp die "Strukturierung der inneren und äußeren Lebensordnung" nannte, erfährt heute eine Renaissance. Moderne Begriffe, wie Mind-Body-Medicine, Wellness oder Wellbeing zeigen den Trend auf, dem Bedürfnis nach umfassendem Wohlbefinden auch in der Vorsorgemedizin einen wichtigen Stellenwert einzuräumen.
Ganzheitliche Methoden, die in meiner Praxis zum Einsatz kommen, haben eine grundlegende Gemeinsamkeit: Sie stimulieren die Selbstheilungskräfte. Sind regulierende Vorgänge im Körper erst einmal in Gang gesetzt, beginnt der Genesungsprozess. Manches kann uns aber auch daran hindern ganz gesund zu werden. Die allgemein bekannten Risikofaktoren, wie Rauchen, Alkohol, ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel kommen im ärztlichen Beratungsgespräch nicht zu kurz.
Aber wie sieht es mit dem Risikofaktor Überanstrengung aus? Stress zu vermeiden ist leicht gesagt, aber im Arbeitsalltag schwer umzusetzen. - Gerade in der heutigen Zeit sind daher neue Ansätze gefragt: Wie können wir seelischem und körperlichem Stress entgegenwirken? Wie können wir seine Auswirkungen abpuffern, damit wir gesund werden und gesund bleiben?
Diesen Fragen wurde in meiner medizinischen Grundausbildung nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt, und so begab ich mich in den vergangenen Jahren in neuen Feldern auf die Suche nach Antworten. Mein Fokus richtete sich zunehmend auf Methoden, die Menschen dabei unterstützen Stress zu verarbeiten und für Regeneration zu sorgen.
Fortbildungen in ganzheitlich orientierter Präventivmedizin führten mich zu meinem integrativen Ansatz, moderne Erkenntnisse aus der psychologischen Forschung in mein ärztliches Handeln zu integrieren.
Das Zusammenspiel der Psyche mit dem vegetativen Nervensystem, den Hormonen und dem Immunsystem ist längst bekannt und erwiesen. Als Ganzheitsmedizinerin ist es mir ein Anliegen Menschen dabei zu unterstützen auch ihr "psychisches Immunsystem" zu stärken.
Nachdem man früher in der Psychologie den Schwerpunkt auf die Frage gelegt hat: „Was macht die Seele krank?“ (Pathogenese), befasst sich die Wissenschaft nun seit Mitte der 90er Jahre zunehmend mit der Frage: „Was macht sie gesund?“ (Salutogenese). Um die Ausrichtung hin zu einem positiveren Gemütszustand zu unterstreichen, nannte man das neue Forschungsgebiet "Positive" Psychologie. Leider führte dieser Begriff häufig zu einer Verwechslung mit den eher esoterischen Strömungen des sogenannten "Positiven Denkens", weshalb die Positive Psychologie oftmals falsch verstanden und unterschätzt wird. In Wahrheit bietet sie wissenschaftlich fundierte Methoden und Interventionen, die die psychische Widerstandsfähigkeit (Resilienz), Stressverarbeitung, Regeneration und damit das allgemeine Wohlbefinden wirksam unterstützen können.